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Auf die Zugspitze über das Höllental 2015

Am 23. August 2015 wurde der Neubau der Höllentalangerhütte offiziell eröffnet, ein Grund wieder einmal die Zugspitze über das Höllental zu besteigen - für mich das fünfzehnte Mal. Die neue Hütte polarisiert sehr stark. Von Ablehnung bis Begeisterung sind alle Nuancen vertreten. Das ursprüngliche Flair einer über hundert Jahre alten Alpenvereinshütte ging verloren, da hilft es auch nicht zwei alte Fenster im Innenbereich des Neubaus zu integrieren. Dafür glänzt die neue Hütte mit vielen Annehmlichkeiten. Wer schon einmal völlig durchnässt auf einer Hütte angekommen ist, weiß eine heiße Dusche und Trockenräume für Schuhe und Bekleidung zu schätzen.

Neue Höllentalangerhütte
Neue Höllentalangerhütte 1.387m

Der große, helle Gastraum mit viel Holz und Kachelofender etwas sterile Herren Waschraum
Der große, helle Gastraum mit viel Holz und Kachelofen, rechts der etwas sterile Herren Waschraum

TrockenraumSchuhraum
Links der Trockenraum für Bekleidung, rechts der Trockenraum für Schuhe mit DAV Leihschlappen

Ich steige bereits am Sonntag Nachmittag zur Hütte auf. In der Höllentalklamm kommen mir unzählige Tagesausflügler entgegen und immer wieder stockt es, vor allem in den vielen, engen Tunneln. Das Begehen der Klamm ist kostenpflichtig. Erwachsene bezahlen 4 Euro, AV Mitglieder lediglich einen Euro. Im Gegensatz zur Partnachklamm, die für Alpenvereinsmitglieder überhaupt keine Ermäßigung vorsieht.

Leider entspricht das Wetter am Montag dem vorhergesagten Schlechtwetter. Es regnet fast den ganzen Tag. Auf die geplante Besteigung des großen Waxensteines verzichte ich, das wäre einfach zu riskant. Mit Regenschutz ausgestattet steige ich zumindest zum Einstieg des Waxensteines. Weiter bummele ich zum Wasserfall am Talende. Was muss es im heißen Sommer für ein Genuss gewesen sein an diesem Wasserfall eine Abkühlung zu suchen? Im Bachbett wandere ich zurück zur Hütte. Die heiße Dusche (1 Euro = 1 Minute) ist sehr angenehm. Eine Leberknödelsuppe und ein kühles Bier tragen anschließend zum Wohlbefinden bei. Am Abend stoßen noch Elisabeth und Klaus dazu. Zu dritt werden wir die nächsten Tage unterwegs sein.

Bereits um 5:45 Uhr klingelt der Wecker. Ein langer Tag steht uns bevor. Gestärkt mit einem Frühstück verlassen wir kurz nach 7 Uhr die Höllentalangerhütte. Sanft geht es die erste halbe Stunde zum Talende, bevor es steiler in Richtung Leiter geht. Eine kurze, versicherte Kletterstelle überwindend erreichen wir den Platz unterhalb der Leiter, der sich zum Anlegen der Kletterausrüstung und des Helmes anbietet. Gut 50 Metallbügel sind in die steile, glatte Wand eingelassen - die Leiter.

die Leiter von der Hütte aus gesehenLeiter
Links die Leiter von der Hütte aus gesehen (starkes Tele, rote Punkte Anfang und Ende), rechts eine Gruppe vor uns

Elisabeth an der LeiterKlaus an der Leiter

Teilweise mit Drahtseilen gesichert geht es weiter zur nächsten markanten Stelle des Höllentalanstieges - dem Brett:

Klaus am Brett

Am Ende des grünen Buckels scheint der Gipfel schon zum Greifen nahe - aber noch trennen uns einige Stunden vom höchsten Punkt Deutschlands.

grüner Buckelgrüner Buckel

vor dem Gletscher

Am Gletscher müssen die Steigeisen (oder Grödeln) angelegt werden, ansonsten ist das Blankeis kaum zu bewältigen.

Gletscher Elisabeth und Klaus

Nach dem Gletscher kommt der spannendste Teil - die Randkluft. In manchen Jahren ist der Übergang vom Gletscher zum Felsen problemlos machbar, in anderen Jahren ist die Randkluft problematisch. Dieses Jahr führt eine Schneebrücke direkt an den Fels, aber die ersten Meter am Fels stellen eine echte Herausforderung dar. Der Felsen ist steil und bietet keine Tritte und Griffe. Mit Kraftaufwand sind die ersten Meter am alten Kletterseil bzw. Stahlseil zu überwinden.

Randkluft Klaus Randkluft

Randkluft von oben

Der Klettersteig nach dem Gletscher ist technisch nicht schwierig, allerdings darf die Länge nicht unterschätzt werden. Immerhin sind noch fast 500 Höhenmeter zu überwinden. Kurz vor dem Gipfel treffen wir auf Schnee, der vor ein paar Tagen die Zugspitze gezuckert hat.

kurz vor dem Gipfel

Bei Sturm erreichen wir den Zugspitz Gipfel, der sich inzwischen in Wolken eingehüllt hat.

Gipfel Klaus Elisabeth Uli

Im Münchner Haus beraten wir bei einer heißen Suppe und einem kühlen Bier über die Alternativen: Übernachtung im Münchner Haus und am nächsten Tag über den Jubiläumsgrat zur Alpspitze, Teilbegehung des Jubiläumsgrates und Abstieg zur Knorrhütte oder Abstieg zur Reintalangerhütte. Neben dem Münchner Haus befindet sich auf der Zugspitze die Wetterwarte und regelmäßig wird der aktuelle Wetterbericht außen am Turm veröffentlicht. Dieser Wetterbericht erleichtert uns die Entscheidung. Am nächsten Tag wird der Föhn gutes Wetter bringen, allerdings verbunden mit Sturm und Orkanböen. Bei Orkan auf dem ausgesetzten Jubiläumsgrat? Das wäre unverantwortlich und wir entscheiden noch am selben Tag zur Reintalangerhütte abzusteigen. Der komplett zugebaute Gipfel, auf dem drei Seilbahnen enden, stellt jedes Mal einen Schock dar, wenn man vom Höllental auf dem Gipfel ankommt. Auch der Abstieg zum Zugspitzplatt mit unzähligen Kabeln, betonierten Teilen und der alten Bauruine der Ehrwalder Seilbahn entsprechen nicht der Vorstellung eines einsamen Gipfels.

Nach einem kurzen Getränkestopp an der Knorrhütte steigen wir zur Reintalangerhütte ab. Nach 12 Stunden haben wir unser Tagesziel erreicht. Die Reintalangerhütte wurde 20 Jahre lang von Charly Wehrle bewirtschaftet, bevor Simon 2010 die Hütte übernahm (seit 2006 zusammen mit Charly Wehrle). Nach aktuellem Kenntnisstand wird es 2016 einen neuen Hüttenpächter geben.

Reintalangerhütte

Simon hat seinen freien Tag und damit entfällt der obligatorische, musikalische Weckruf. Zum Glück habe ich den Weckruf im Handy hinterlegt. Sicherlich nicht mit einer Live Performance vergleichbar - aber immerhin.
Noch ist es bewölkt und beim Abstieg zur Bockhütte überraschen uns sogar ein paar Regentropfen, aber die Sonne setzt sich immer mehr durch. Um diese Jahreszeit ist die Bockhütte nur noch am Wochenende geöffnet, die Schafe befinden sich schon wieder im Tal.

Bockhütte
Die 2011 neu gebaute Bockhütte auf 1.052m

Weiter geht es über die Partnach und nach wenigen Minuten zweigt der Weg zum Schachen ab. Wer noch nie auf der Oberreintalhütte war, sollte den kurzen Umweg in Erwägung ziehen. Die Hütte liegt traumhaft im Oberreintal in einem sehr schönen Ahornbaumbestand.

Oberreintalhütte
Oberreintalhütte 1.532m

Am Waschraum vorbei schlängelt sich der Weg durch die Latschen, um nach wenigen Minuten auf den Normalweg zum Schachen zu treffen. Recht steil geht es über das Teufelsgsaß (teilweise drahtseilversichert) hinauf. Der kurze Abstecher zum Aussichtspunkt Belvedere ist sehr lohnenswert. 800 Höhenmeter oberhalb der Bockhütte eröffnet sich ein gigantischer Blick auf das Reintal, das Oberreintal und die umschließenden Berggipfel.

Königshaus, Schachenhaus, im Hintergrund das Estergebirge
Links das Königshaus (Ludwig II.) 1.866m, rechts unterhalb das Schachenhaus, im Hintergrund links das Estergebirge

Eine Besichtigung des Königshauses sollte auf jeden Fall eingeplant werden. Die Führung findet um 11, 13, 14 und 15 Uhr statt (Zusatzführungen bei Bedarf) und kostet 4,50 Euro pro Person (ca. 30 Minuten). Bei Sonnenschein ist die Führung besonders eindrucksvoll - mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Nach einer Stärkung im Schachenhaus und der Führung im Königshaus nehmen wir die letzte Etappe in Angriff. Nochmals 500 Höhenmeter sind zu überwinden, um die direkt im Sattel gebaute Meilerhütte zu erreichen. Bedingt durch die Lage steht kein Quellwasser zur Verfügung. Das Regenwasser wird über das Dach in eine Zisterne geleitet. Im unterhalb der Hütte gelegenen Waschraum steht daher nur Regenwasser zur Verfügung. Kein fließendes Wasser!

Meilerhütte vom Königshaus am Schachen aus gesehenMeilerhütte vom Königshaus am Schachen aus gesehen
Meilerhütte vom Königshaus am Schachen aus gesehen

Meilerhütte
Meilerhütte 2.366m, links unterhalb der Hütte der Waschraum

Meilerhütte ToiletteMeilerhütte Toilette
Auf der einfachen Toilette gibt es auch eine Bedienungsanleitung

Die Föhnlage bietet uns einen phänomenalen Sonnenaufgang:

Zugspitze, Hochblassen, Alpspitze
Zugspitze, Hochblassen, Alpspitze

Der Föhn beschert uns nicht nur eine klare Sicht, sondern leider auch Sturm mit Orkanböen. Wir entscheiden uns trotzdem die Westliche Dreitorspitze 2.633m über den drahtseilversicherten Klettersteig zu besteigen. An ausgesetzten Stellen weht uns der Sturm fast vom Berg, aber die Aussicht auf dem Gipfel entschädigt für alle Mühen.

Ammergebirge, Garmisch-Partenkirchen, Estergebirge, Mittlere Dreitorspitze
Ammergebirge, Garmisch-Partenkirchen, Estergebirge, Mittlere Dreitorspitze

Dreitorspitze, gemeinsam stemmen wir uns gegen den Sturm
Gemeinsam stemmen wir uns gegen den Sturm

Auf der Meilerhütte lassen wir uns das verdiente Bier schmecken, bevor wir den Abstieg in Angriff nehmen. Wir nehmen nicht den Normalweg zum Schachen, sondern steigen den anspruchsvollen Weg über das Angerloch (teilweise versichert) zur Wettersteinalm ab. Leider ist die Wettersteinalm schon geschlossen. Nach einer Pause in der Sonne folgen wir erst dem breiten Wirtschaftsweg zur Diensthütte, wandern von der Diensthütte Richtung Westen (Gegenanstieg!), um dann über den Kälbersteig zur Partnachklamm abzusteigen. Durch die Partnachklamm gelangen wir zum Skistadion nach Garmisch und von dort mit dem Bus zum Bahnhof.

Wir übernachten im Hostel 2962 (Zimmer mit zwei Doppelstockbetten und Waschbecken, sanitäre Anlagen auf dem Flur) und essen im sehr empfehlenswerten, italienischen Restaurant Renzo zu Abend. Vor allem der Grappa Barrique war ein Hochgenuss, allerdings mit 6,50 Euro auch kein Schnäppchen.

Hinweise:

Preisangaben Stand September 2015

Gehzeiten

UhrzeitBeschreibungGehzeit
13. September 2015
15:00Parkplatz in Hammersbach 
15:06Hammersbach, Abzweig Klamm0° 06'
15:46Höllentaleingangshütte 1.047m0° 46'
16:40Höllentalangerhütte 1.387m1° 40'
15. September 2015
7:05Höllentalangerhütte 1.387m 
7:50Leiter, bis 8:030° 45'
8:22Brett1° 04'
9:45Pause kurz vor dem Gletscher bis 10:222° 27'
10:32Gletscher, Steigeisen anlegen, bis 10:422° 37'
11:02Randkluft bis 11:312° 57'
12:26Pause bis 12:423° 52'
13:32Zugspitze Gipfel 2.962m, Münchner Haus bis 15:114° 42'
15:51Zugspitzplatt bis 16:005° 22'
17:05Knorrhütte bis 17:376° 27'
18:53Reintalangerhütte 1.369m7° 43'
16. September 2015
8:20Reintalangerhütte 1.369m 
9:50Bockhütte bis 10:131° 30'
11:36Oberreintalhütte bis 12:461° 53'
13:51Abzeig Aussichtspunkt bis 13:562° 58'
13:58Aussichtspunkt bis 14:133° 00'
14:19Schachenhaus bis 15:523° 06'
17:18Meilerhütte 2.366m4° 32'
17. September 2015
8:05Meilerhütte 2.366m 
9:07Westliche Dreitorspitze 2.633m bis 9:251° 02'
10:15Meilerhütte 2.366m bis 11:091° 52'
12:57Abzeig Schachen3° 40'
13:18Wettersteinalm bis ca. 14:00 (Ausfall GPS Logger)4° 01'
15:45vor der Partnachklamm5° 46'
16:30Skistadion Bushaltestelle6° 31'